Neue Ideen für historische Wände
Neuinterpretation denkmalgeschützter Architektur als offener Kunst-, Aktions- und Begegnungsort.
Mit der Sanierung des Gebäudes in der Weißfrauenstraße 1-3 und einer visionären Fusion konnte ein Stück Frankfurter Nachkriegsgeschichte neu belebt und zukunftsweisend weiterentwickelt werden. In enger Abstimmung mit der Crespo Foundation ist ein, auf die spezifischen Nutzungswünsche zugeschnittenes, Bauwerk mit repräsentativem Charakter entwickelt worden.
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Projekt
Crespo Haus
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Bauherr
Crespo Foundation
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Auftraggeber
Lang&Cie.
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Eigentümer
Stadt Frankfurt am Main
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Ort
Hamm-Herringen
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Nutzung
Ausstellung, Schulung, Büro- und Verwaltung
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Leistung
Entwurf, Planung
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Auszeichnungen
Iconic Award 2025
German Design Award 2026
Longlist DAM Preis 2026 -
Status
Realisiert
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Zeitraum
2012–2024
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Szenografie
STUDIO MC Darmstadt
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Bauherrnberater
Witte Projektmanagement GmbH
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GÜ-Sonderthemen, Projektsteuerung
FF-Projekt GmbH
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Ausschreibung, Vergabe, Objektüberwachungechnik
BOP Gesellschaft für Bauoptimierung mbH
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Tragwerksplanung
Bub + Alcaraz Planungsgesellschaft mbH
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Baugrundgutachter
Baugrundinstitut Franke-Meißner und Partner GmbH
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Elektroplanung, Aufzugplanung
TP-Elektroplan GmbH
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HKLS-Planung
Fischer Energie + TGA Consult Ingenieurgesellschaft mbH
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Bauphysik
Lenz Weber Ingenieurbüro GmbH
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Brandschutzplanung
TAS Architektur + Brandschutz
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Landschaftsarchitekt
Hofmann-Röttgen Landschaftsarchitekten BDA
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Fotografie
Lars Gruber, Darmstadt
Vom Wiederaufbau zum Stiftungssitz
Auf den Fundamenten eines zerstörten Vorgängerbaus begann 1953 ein neues Kapitel: Architekt Ferdinand Wagner entwarf für Karl Schuhmann ein Wohnhaus, das den Geist des Wiederaufbaus in schlichter Eleganz einfing. Nur zwei Jahre später folgte ein baugleicher Anbau für Otto Baier – ein stiller Dialog zweier Häuser, verbunden durch Material, Maß und Haltung. 1957 wurde das Ensemble um eine östliche Unterbauung ergänzt, die Raum für Lager, Werkstätten, Gastronomie und einen Parkplatz schuf – ein Zeichen jener Zeit, in der Pragmatismus und Aufbruch eng beieinander lagen.
Heute schreibt das Gebäude seine Geschichte fort: Die Stadt Frankfurt übergab es im Erbbaurecht an die Crespo Foundation, die hier ihren Hauptsitz für soziale, künstlerische und bildungsbezogene Projekte etabliert. Aus einem Ort des Wiederaufbaus ist ein Haus der Zukunft geworden – offen, sinnstiftend und von bleibender Präsenz im Stadtgefüge.
Sanierung mit Haltung
Mit dem Blick nach vorn und dem Bewusstsein für die Verantwortung gegenüber dem baulichen Erbe entschied sich die Crespo Foundation für eine umfassende Umplanung und behutsame Erneuerung des Hauses. 2020 begann die denkmalgerechte Kernsanierung, die Ende April 2024 abgeschlossen werden konnte. Ziel war es, den Bestand zu bewahren und zugleich eine zeitgemäße Arbeits- und Begegnungsarchitektur zu schaffen – mit Ateliers, Workshops, Verwaltungs- und Ausstellungsräumen, die das historische Gebäude inhaltlich wie räumlich neu beleben.
Die in Abstimmung mit dem Denkmalschutz entworfene Architektur verbindet markant und einladend Epochen und Menschen. Während die Sanierung der Fassade sich eng am ursprünglichen 50er-Jahre-Bau orientiert, wird ein Anbau neue Akzente setzen und das Gebäude über eine große Freitreppe hin zum mittelalterlichen Karmeliterkloster und zur Stadtgesellschaft öffnen.
Christian Olaf Schmidt, Gründungspartner Schmidt Plöcker Architekten
Ein Haus wird eins
Im Mittelpunkt der Umgestaltung stand die Verschmelzung der beiden Nachkriegsbauten zu einem zusammenhängenden Gebäude – ein architektonischer Schritt, der Geschichte und Gegenwart miteinander verbindet. Ein Wandbild von Hans Wagner, sorgsam restauriert, wurde in die neue Planung integriert und bildet heute ein zentrales Moment der Identität des Hauses. Die ursprünglichen Treppenhäuser erhielten ihre historische Gestalt zurück, während restaurierte Fassadenornamente wieder jene feine Plastizität zeigen, die dem Ensemble seinen Ausdruck verleiht.
Durch das Öffnen der Decke im Innenhof gelangt nun Tageslicht bis in die unteren Ebenen; eine neue, repräsentative Erschließung im Hof führt selbstverständlich zu den Ausstellungsräumen. Das ehemalige Parkdeck wich einem Neubau – ein zeitgemäßer Eingriff, der Struktur und Nutzung harmonisch neu ordnet.
Christian Schmidt und sein Team haben sofort verstanden, was die Crespo Stiftung ist und was das Crespo Haus und der Open Space darin braucht: offene Räume für die Verbindung von Kunst, Bildung und Sozialem, einladende Räume für die Begegnung von Menschen [...].
Prof. Christiane Riedel, Vorständin Crespo Foundation













Tag der Architektur 2025
Architektur der Offenheit
Der Neubau, als präzise gesetzter Anbau konzipiert, wird von einem freiformigen Flugdach überspannt – einer leichten, fast schwebenden Geste, die Licht und Weite ins Spiel bringt. Seine Begrünung nimmt die Atmosphäre des angrenzenden Klosterhofs auf und verankert den Bau sanft im Bestand. Durch die transparente Gestaltung öffnet sich der Neubau nach außen wie nach innen: Er lässt Tageslicht tief in die Ausstellungsräume fluten und macht zugleich sichtbar, wofür die Stiftung steht – Offenheit, Teilhabe und Austausch.
Das Dach des Anbaus sieht aus wie ein Blatt Papier, das jemand angehoben hat, um nachzusehen, was sich darunter befindet. Tatsächlich ermöglicht die geschwungene Form einen Blick in den tiefer liegenden Saal, der direkt neben dem Karmeliterkloster entsteht.
Aus dem Artikel „Ein Blick unters gelupfte Dach“ von Günter Murr in der FAZ vom 27.09.2023




Ein Ort der Verbindung
Offene Treppen schaffen heute eine neue gemeinsame Außenerschließung zwischen dem historischen Kloster und den Ausstellungsräumen der Stiftung. Diese architektonische Geste aktiviert den Ort und verknüpft zwei zuvor getrennte Welten – Stadt und Stiftung, Geschichte und Gegenwart.
Die Neugestaltung des Hauses in der Weißfrauenstraße 3 ist weit mehr als eine denkmalgerechte Sanierung: Sie ist ein Bekenntnis zur kulturellen Verantwortung und eine Investition in die Zukunft – sowohl der Stiftung als auch der Stadt Frankfurt am Main. Die Crespo Foundation wird das Gebäude über einen Zeitraum von maximal 25 Jahren nutzen, bis ihr Stiftungsvermögen aufgebraucht ist. Anschließend geht das Haus in das Eigentum der Stadt über, die es künftig für kulturelle Zwecke verwenden wird.
Damit gewinnt Frankfurt gleich doppelt: Ein lange vernachlässigtes Baudenkmal wurde nicht nur bewahrt, sondern in ein modernes architektonisches Highlight verwandelt – ein neuer Fixpunkt an einer bis dahin unscheinbaren Ecke der Innenstadt.
Über Ulrike Crespo und die Crepo Foundation
Die Crespo Foundation wurde von Ulrike Crespo in Frankfurt gegründet. Sie war Psychologin, künstlerische Fotografin, Kunstsammlerin und Philanthropin, die mit der von ihr gegründeten Stiftung Kunst/Künstler und bildungsbenachteiligte Menschen gefördert hat. Sie war eine bekannte Persönlichkeit in Frankfurt, deren Engagement gerade in der Verbindung von Kunst und Sozialem sehr geschätzt wurde. Unter dem Motto:„Menschen stark machen!“ engagiert sich die Stiftung schwerpunktmäßig in den Bereichen „Kunst und Bildung“ sowie „Bildung und Soziales“ in eigenen, operativen Programmen und in Förderung von Projekten Dritter (z.B. Vereine, Träger, Museen, Bildungseinrichtungen und Hochschulen). Im Vordergrund steht die Förderung von Menschen auf ihrem Bildungsweg und ihr schöpferisches Potential.





























