Neue Ideen für alte Wände
Neuinterpretation denkmalgeschützter Architektur als offener Kunst-, Aktions- und Begegnungsort.
Mit der Sanierung des Gebäudes in der Weißfrauenstraße 1-3 und einer visionären Fusion konnte ein Stück Frankfurter Nachkriegsgeschichte neu belebt und zukunftsweisend weiterentwickelt werden. In enger Abstimmung mit der Crespo Foundation ist ein, auf die spezifischen Nutzungswünsche zugeschnittenes, Bauwerk mit repräsentativem Charakter entwickelt worden.
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Bauherr
Crespo Foundation
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Auftraggeber
Lang&Cie.
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Eigentümer
Stadt Frankfurt am Main
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Ort
Frankfurt am Main
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Leistung
Gesamte Planung
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Status
Abgeschlossen
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Zeitraum
2022 - 2024
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Fotografie
Lars Gruber, Darmstadt
Die erste Hälfte des Hauses wurde 1953 von Architekt Ferdinand Wagner auf den Fundamenten des zerstörten Vorgängerbaus für Herrn Karl Schuhmann erbaut. 1955 errichtete Wagner ein zweites Haus im gleichen Stil für Otto Baier als Anbau. 1957 wurde die Fläche östlich von Haus Nr. 3 unterbaut, um zusätzliche Nutzflächen zu schaffen – darunter Lager- und Arbeitsräume, Gastronomie sowie einen Parkplatz. Zuletzt wurde das Gebäude von der Stadt Frankfurt an die Crespo Foundation im Erbbaurecht übergeben, die es als Hauptsitz für ihre sozialen, künstlerischen und bildungsbezogenen Projekte nutzen wird.
Mit Blick auf die Zukunft und die langfristige Prägung des Gebäudes entschied sich die Stiftung für eine umfassende Umplanung und Renovierung, die 2020 begann und Ende April 2024 abgeschlossen werden konnte. Ziel war es, das bestehende Gebäude zu erhalten und einer denkmalgeschützten Kernsanierung zu unterziehen. Dabei sollten Ateliers, Workshops, Verwaltungsräume und Ausstellungsräume integriert werden.
Die in Abstimmung mit dem Denkmalschutz entworfene Architektur verbindet markant und einladend Epochen und Menschen. Während die Sanierung der Fassade sich eng am ursprünglichen 50er-Jahre-Bau orientiert, wird ein Anbau neue Akzente setzen und das Gebäude über eine große Freitreppe hin zum mittelalterlichen Karmeliterkloster und zur Stadtgesellschaft öffnen
Ein zentraler Aspekt der Umgestaltung stellte die Fusion der beiden Häuser zu einem einzigen Gebäude dar. Zudem wurde ein Wandbild Hans Wagners restauriert und in die neue Planung integriert. Die ursprünglichen Treppenhäuser wurden in ihrer historischen Form wiederhergestellt, und auch die Fassadenornamente erstrahlen nach ihrer Restaurierung in neuem Glanz. Zudem wurde die Decke im Innenhof geöffnet, um mehr Licht ins Untergeschoss zu bringen. Eine neue repräsentative Erschließung im Innenhof verbessert den Zugang zu den Ausstellungsräumen, während das alte Parkdeck über dem Untergeschoss abgebaut und durch einen Neubau ersetzt wurde.
Der Neubau, der als Anbau fungiert, zeichnet sich durch ein freiformiges Flugdach aus, das sowohl für Licht als auch für eine atemberaubende Aussicht konzipiert ist. Die Begrünung des Flugdachs harmonisiert mit dem gestalterischen Stil des Klosterhofs, während die transparente Gestaltung des Anbaus Einblicke und Licht in die Ausstellungsräume ermöglicht und die Stiftung transparent präsentiert.
Das Dach des Anbaus sieht aus wie ein Blatt Papier, das jemand angehoben hat, um nachzusehen, was sich darunter befindet. Tatsächlich ermöglicht die geschwungene Form einen Blick in den tiefer liegenden Saal, der direkt neben dem Karmeliterkloster entsteht.
Aus dem Artikel „Ein Blick unters gelupfte Dach“ von Günter Murr in der FAZ vom 27.09.2023
Darüber hinaus wurde eine gemeinsame Außenerschließung zwischen dem Kloster und den Ausstellungsräumen der Stiftung durch offene Treppen geschaffen, um den Ort zu aktivieren und eine Verbindung zwischen den beiden Einrichtungen herzustellen.
Die Neugestaltung des Gebäudes in der Weissfrauenstraße 3 ist nicht nur eine Wiederbelebung eines historischen Gebäudes, sondern auch eine bedeutende Investition in die Zukunft der Stiftung und ihrer Beziehung zur Stadt Frankfurt am Main.
Die Stiftung wird das Gebäude maximal 25 Jahre nutzen, bis ihr Vermögen aufgebraucht ist. Danach geht es an die Stadt, die es für kulturelle Zwecke verwenden wird. Für die Kommune bedeutet das doppelte Vorteile: Sie muss sich nicht um die Sanierung des vernachlässigten Baudenkmals kümmern und erhält gleichzeitg ein modernes architektonisches Highlight, das an einer vernachlässigten Ecke der Innenstadt einen neuen Akzent setzt.