Hochhaus Leibniz Universität

Hannover, 2019

Ausgezeichneter Binärer Fassadencode für das Hochhaus der Leibniz Universität in Hannover.

Beim Planungswettbewerb für die Fassadenerneuerung des Hochhauses der Leibniz Universität Hannover in der Appelstraße belegen Schmidtploecker Architekten in Zusammenarbeit mit Sweco Frankfurt einen erfolgreichen zweiten Rang.

Für die dringend sanierungsbedürftige Fassade mit 12.000 Quadratmetern Fläche wurde im April dieses Jahres ein nicht offener Wettbewerb ausgelobt. Aufgrund der besonderen Lage des Universitätsquartiers innerhalb eines innerstädtischen Wohnumfeldes als auch der Fernwirkung des Hochhauses war der Anspruch an die gestalterische Ausführung hoch.

Das in den Siebzigern erbaute, 17-geschossige Hochhaus wurde als Mehrzweckgebäude für die universitäre Nutzung konzipiert und beherbergt heute die Fachbereiche Bauingenieurwesen, Elektrotechnik und Informatik. Die Fassade besitzt derzeit keine nennenswerte thermische Trennung zwischen innen und außen und erfüllt auch gestalterisch nicht das Bild eines modernen Campus. Der Entwurf sieht daher vor, die gesamte Bestandskonstruktion der Fassade zu entfernen und durch eine wirtschaftliche, energetisch optimierte und zügig zu montierende sowie im Betrieb wartungsarme Konstruktion zu ersetzen. Dem Gebäude wird damit ein modernes Gesicht verliehen, wodurch die Gestaltung den Leuchtturmcharakter des Hochhauses unterstreicht.

Die Bestandsfassade des Hochhauses der Leibniz Universität in Hannover wird konstruktiv und funktional den Anforderungen der Nutzer nicht mehr gerecht; die Fassade ist derzeit ohne nennenswerte thermische Trennung von innen und außen und erfüllt auch gestalterisch nicht das Bild eines modernen Campus mit Signalfunktion. Die komplette Bestandsfassade wird daher einschließlich Wartungsbalkon entfernt und durch eine zeitgemäße Fassade ersetzt.
Im Zuge der Erneuerung der Gebäudehülle soll auch die Eingangssituation den neuen Anforderungen entsprechend gestaltet werden. Im Sinne einer „Verknüpfung“ von Haus und öffentlichem Raum wird der Eingang als repräsentativer „Kopf“ der neuen Mitte klar erkennbar. Durch die großzügige Öffnung und Erhöhung des Foyers im Erdgeschoss wird er betont und gleichzeitig der Bezug nach außen gestärkt. Das neue Eingangsfoyer bildet den zentralen Treffpunkt für Lehrende, Forschende und Studierende und führt zur weiteren Aufwertung des Hauses und des Areals.

Langfristig ist angedacht, die umliegenden Freiflächen neu zu strukturieren und nachhaltig umzugestalten. Es soll ein autofreier Campus entstehen, mit neuen Plätzen und einer großzügigen Campus Wiese, die sich vor den ehemaligen Reitställen befindet und als Nah-Erholungsraum dient.
Im Zentrum, dem Hochhaus unmittelbar vorgelagert soll der Platz „Campus Mitte“, als Ort der Kommunikation und des Austauschs entstehen. Mikroklimatische Verbesserungen werden dadurch erzielt, dass die kühle Luft des nördlich angrenzenden Friedhofsparks an das Haus herangeführt und eine Aufheizung (sog. „Heat-Island-Effekt“) um das Hochhaus herum vermieden werden kann. Unangenehme Abwinde können durch diesen Effekt
reduziert werden.

Die Universität ist ein Standort von Innovation und Forschung; das Hochhaus wird derzeit aufgrund seiner äußeren nicht zeitgemäßen Gestalt als „Störung“ empfunden. Der den Campus dominierende Baukörper des Hochhauses kann durch eine angemessene Gliederung und Materialität dem Gesamtbild der Universität besser eingebunden und zu einem Leuchtturm des Hochschulstandortes transformiert werden.
Ziel ist es, neben der rein technischen, funktionalen und energetischen Lösung ein Bauwerk mit einem charakteristischen modernen Gesicht zu schaffen, das zum Wahrzeichen des Universitätscampus Schneiderberg und dessen neue Mitte werden kann.
Die Leibniz Universität Hannover ist ein Ort von Forschergeist und Innovation; nachhaltige Gestaltung und eine angemessene Farb- und Materialwahl für die neue Fassade können den derzeitigen Gegensatz der Bauwerke vermindern und ein neues architektonisches Ensemble erschaffen. Unter Bezugnahme auf den Namensgeber und Universalgelehrten Gottfried Wilhelm Leibniz soll die Neugestaltung des Institutshochhauses ein bauliches Symbol von Forschung und Lehre sein.
Das von Namensgeber Leibniz weiterentwickelte duale bzw. binäre System ist mathematisches Abbild und in der Computertechnik elementarer Bestandteil unserer Welt; „Ausdruck des universellen Gedankens, des Erschaffens von Allem aus dem Nichts“. Der Gestaltungsansatz eines Hauses kann nicht den universellen Charakter der Weltsicht von Leibniz abbilden, aber die Identität der Universität in Bezugnahme zum wichtigen Erbe ihres Namensgebers sichtbar machen. Das Gestaltbild für die neue Gebäudehülle ist eine binäre Struktur, die die Fassadenflächen klar unterscheidbar gliedert. In der neuen Fassade wird die Proportion des bestehenden Baukörpers vertikalisiert.

Um dieses Ziel zu erreichen, ist die Fassade in Flächen und Zonen gegliedert und unterteilt, die „binär“ durch die Ausrichtung der Fassadenpfosten nach links oder rechts unterscheidbar werden; wobei die Gesamtheit des Baukörpers erhalten bleibt.
Durch die Wechselstellung der Lisenen zeigt sich das Gebäude immer wieder in einem anderen Licht, je nach Tages- Jahreszeitverlauf und je nach individuellem Standort. Durch die eigene Bewegung tritt es mal als geschlossen, mal als offen und transparent in Erscheinung. Die unterschiedliche Neigung/Stellung der vorgesetzten Lisenen, die gleichzeitig die Führungsschienen des außen liegenden Sonnenschutzes integrieren, erzeugen eine Tiefenwirkung und sorgen für eine zusätzliche Verschattung. Die Fläche der Fassade wird durch die Verwendung von gedeckten Tönen zusammengefasst, wobei die „binäre Struktur“ als Netz und Layer über diese gelegt wird und in hellen und warmen Tönen die Farben und Töne der umgebenden Gebäude aufnimmt.