Jugend- und Kulturzentrum Ellwangen
Ellwangen, 2022
(H)Ausprobieren - die Gemeinde entscheidet und baut mit.
Das Wettbewerbsgrundstück liegt zentrumsnah in Ellwangen an der Jagst, inmitten des entstehenden Landesgartenschaugeländes. Auf der einen Seite ist das Grundstück durch die dörfliche Gebäudestruktur mit Einfamilien- und kleinen Mehrfamilienhäusern, Scheunen und kleineren Höfen begrenzt, auf der anderen Seite durch den entstehenden Park und die Jagst. Die Stadt wird durch zwei Straßen sowie die Bahngleisen vom Grundstück abgetrennt und ist nur über eine geplante Fußgängerbrücke und eine Unterführung, fußläufig erreichbar. Oberhalb des Grundstücks verläuft die Bundesstraße als Hochstraße, die die einzelnen Ortschaften miteinander verbindet. Aktuell befinden sich auf dem Grundstück das alte Jugendhaus, welches abgerissen werden soll, sowie offene Fläche, die als Parkplatz genutzt wird.
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Auslober
Große Kreisstadt Ellwangen (Jagst)
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Verfahren
Realisierungswettbewerb (20 Teilnehmer)
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Ort
Ellwangen
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Status
Abgeschlossen
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Leistung
Entwurf
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Planung
2022
Das Jugendzentrum als wichtiger Stadtbaustein wird als öffentliches Gebäude von mehreren Gruppen auf unterschiedliche Weisen genutzt, die alle mitentscheiden sollten, wenn es um die Zukunft ihrer gebauten Umgebung geht. Denn kollektive Identität wird durch Inklusion und Partizipation geschaffen. Das oftmals implizite Wissen der Menschen über Raumqualitäten und ihre Ansprüche an die Nutzung und das Erleben von Räumen ist ein gesellschaftliches Potenzial, an das wir glauben und welches daher in diesem Entwurf Berücksichtigung finden soll.
Der Entwurf schlägt ein partizipatives Designverfahren vor, dass dem Nutzer und/oder dem Bauherrn die Möglichkeit gibt, seine eigenen Vorstellungen über die Architektur und ihre Atmosphäre mit zu entwickeln und zu kommunizieren. Dafür wurde auf Basis eines Rasters, ein einfaches Holz-Baukastensystem mit Steckprinzipien entwickelt, aus dem sich die Kubatur des Gebäudes entwickeln lässt. Das Prinzip ist einfach, schnell aufbaubar, flexibel, veränderbar, zirkulär gedacht und in dem Sinne recyclebar. Durch den Partizipativen- und Inklusiven Prozess soll das Gemeinschaftsgefüge gestärkt und der Identitätsstiftende Charakter verstärkt werden. Das hier entwickelte Konzept soll als ein beispielhafter Entwurf stehen, welcher im Rahmen eines Workshops mit der Gemeinde und der Jugend neu konzipiert oder weiterentwickelt werden kann.
Der Entwurf schlägt ein partizipatives Designverfahren vor, dass dem Nutzer und/oder dem Bauherrn die Möglichkeit gibt, seine eigenen Vorstellungen über die Architektur und ihre Atmosphäre mit zu entwickeln und zu kommunizieren.
Das Gebäude verschmilzt im Bereich des länglichen Baufelds, mit der Natur. Gleichzeitig wird die Satteldachstruktur der Stadt als Reputation am neuen Baukörper aufgenommen. An drei Stellen werden die Dächer bis zum Boden geführt, wodurch eine Begehung der begrünten Dachfläche ermöglicht und das Gebäude auch von außen erlebbar wird. Der Neubau ist als kompakte Holzfigur konzipiert und entspricht in seiner Wirkung als „Landschaftliche Komposition“ dem kleinstädtischen Charakter. Die Fassaden sind mit einer vertikale Holzverkleidung und individuellen Fenstertypen ausgebildet. Durch konstruktive/baul. Maßnahmen kann die Dauerhaftigkeit des Materials gewährleistet werden (Abdeckung Hirnholz, Spritzwasserschutz, Einbau trockener Hölzer etc.) und unter Anwendung der DIN 68800 (generelle und besondere Maßnahmen) kann so auch auf chemische Behandlung verzichtet werden. Im Inneren sind die Materialien reduziert auf helle Holzverkleidungen (höherer Reflektionsgrad) mit akustisch wirksamen Einlagen.
Das Baukastenprinzip schafft eine einfache, schnelle und flexible Tragkonstruktion mit hohem Vorfertigungsgrad nach einem zirkulären Prinzip. Alle Tragelemente, vom Fundament über die Bodenplatten bis hin zum Holzrahmen sind fertige Bauteile, die lediglich ineinander gesteckt und somit auch wieder in den Materialkreislauf zurückgeführt werden können. Die Vorteile der einzelnen Baustoffe werden gezielt eingesetzt: Holzrahmenkonstruktion (energetisch, flexibel, leicht), Holzhohlkastendecken (mit hohem Schallschutz, feldweise in der Spannrichtung wechselnd), Betonfertigteile (erdberührte Bauteile). Die Aussteifung des Bauwerks wird durch überblattete, sich kreuzende Holzdiagonalen in mehreren Feldern des Rasters und in beiden Richtungen, bewerkstelligt. Auch hier wird ohne Verbindungsmittel mit zimmermannsmäßigen Anschlüssen (Stirnversatz) gearbeitet.
Die Haupterschließung des Gebäudes erfolgt Nordwestlich von der Parkseite. Man betritt dort ein großzügiges Foyer, das „Jugendcamp“, welches multifunktional bespielt werden kann und fungiert als Verteilerraum von dem man die restlichen Räume erreichen kann. Seitlich angrenzend befindet sich ein öffentliches Café, welches auch für die Öffentlichkeit zugänglich ist. Weiterhin befinden sich im Erdgeschoss die öffentlichen Räumlichkeiten, wie Veranstaltungsraum und Seminarraum, die sich auch zum Park orientieren. Zur Stadt sind die Nebenräume wie WCs und Lagerflächen angesetzt. Das Jugendcafé mit Küche grenzt südwestlich an den Hain an, wodurch die Jugend auch Ihren privaten Außenraum erhält. Im Obergeschoss finden neben den Räumlichkeiten Proberaum, Büros und Werkraum auch verschiedene Multifunktionsflächen ihren Platz, die je nach Bedarf auch dem Büro oder dem Werkraum zugeschaltet werden können. Der Werkraum erhält im 2.OG ein kleines, privates Atelier für die Jugend, in dem Sie für sich zurückgezogen ruhige Arbeiten erledigen können
Eines der angestrebten Ziele für den Wettbewerb ist es, ein möglichst großes Volumen an Bestandsmaterialien für den Entwurf zu verwenden und somit die Sprache des zirkulären Bauens zu integrieren. Für die kommenden Planungsphasen steht Concular im Rahmen von Beratungsleistungen, sowie für die Beschaffung von Materialien aus lokalen Rückbauprojekten zur Verfügung um somit eine Materialkreislauffähigkeit schon im Designprozess zu implementieren. Anhand ausgewählter Rückbauprojekte in der Umgebung, können potentielle Materialien ermittelt werden, die für den Neubau in Frage kommen. Eine effiziente Ressourcen(wieder)verwendung ist nach Auffassung der Expert:innen bei Concular heute nur digital möglich. Daher hat Concular eine Software entwickelt, welche kreislauffähiges Bauen in die bestehenden Leistungsphasen integriert. Materialpässe werden aus Bestandsaufnahmen erstellt und ganze Gebäude können als digitaler Zwilling online verwaltet werden. Material-bestimmende Eigenschaften werden genauso erhoben, wie ökologische Parameter und monetäre Werte. Reparaturmaßnahmen, Umbauten oder Erweiterungen sind somit einfach und zuverlässig managebar. Alle Daten und Messwerte werden bei Bedarf von Concular als Bericht ausgearbeitet, welcher in den freiwilligen oder verpflichtenden Nachhaltigkeitsreports (z.B. ESG Reports) Anwendung finden kann.
Schritt 1: Circularity Assessment:
Hier werden alle Bauteile vor Ort erfasst um den Bestand bewerten zu können.
Schritt 2: Interne Vermittlung:
Welche Materialien können vor Ort wiederverwendet werden.
Schritt 3: Externe Vermittlung:
Überschüssige Materialien werden an anderen Bauvorhaben (Fachplaner:innen, Bauherr:innen, Bauunternehmen) oder Partnerunternehmen (Hersteller, Recycling, usw) vermittelt.
Schritt 4: Materialbeschaffung:
Über die Concular Plattform können Materialien gesucht und erworben werden.