San Riemo

München, 2018

Ein vertikaler Marktplatz, um das urbane Leben mit den gemeinschaftlichen Nutzungen, Orten des Austauschs und der Kommunikation von Außen ins Gebäudeinnere zu führen.

Grundidee ist die Elemente der Stadt auf das Gebäude zu übertragen, sodass eine Art vertikale Stadt entsteht. Dabei spielen zum einen die Themen der Gemeinschaft und der Rückzug als Grundbedürfnisse des Wohnens eine zentrale Rolle, zum anderen aber auch der Wunsch „mitten in der Stadt im Grünen“ zu sein.

Unser Garten befindet sich auf dem Dach, er wird im weitesten Sinne als Landschaft betrachtet, womit hier neben der eigentlichen Bepflanzung – dem Grün – auch der Blick in die Landschaft, die Ferne und die herrliche Alpenkulisse, die Sichtverbindungen und das Spiel mit dem Licht gemeint sind. Diese Landschaft / das Grün zieht sich durch das Gebäude bis ins Erdgeschoss.

Das urbane Leben mit den gemeinschaftlichen Nutzungen, den Orten des Austauschs der Kommunikation wird von draußen ins Gebäudeinnere geführt. Durch die Überschneidung entsteht ein zentraler Raum, das Herz des Gebäudes.

Ähnlich einem städtischen Marktplatz, dessen Häuser den Stadtraum bilden mit öffentlichen, halböffentliche und privaten Bereichen wird dieses Prinzip auf das Gebäude angewendet, hier bilden die Wohnungen den vertikalen Marktplatz im Zentrum und beleben ihn, hier findet Kommunikation statt, die Gemeinschaftsbereiche sind hier angesiedelt, sie überlagern sich mit multifunktionalen Nutzungen (Flächenüberlagerung). Der vertikale Platz dient als Spielplatz, Straße, Hof, Garten, Gartenwirtschaft, Wohnzimmer, er wird von den Bewohnern bespielt und mit Leben gefüllt.

In der Architektur spiegelt sich dies in markanten Einschnitten / Öffnungen im Zentrum des Gebäudes wider. Die Rückzugsflächen / Privaträume der Wohneinheiten nehmen sich eher zurück – sie bilden den Rahmen. Stadträumlich öffnet es sich zum Quartiersplatz und der Heinrich-Böll-Strasse, sodass sich hier die Einschnitte und Öffnungen fortsetzen.

Minimale Privatflächen bedeuten mehr Gemeinschaftsflächen.
Was benötige ich wirklich?

Minimale Privatflächen bedeuten mehr Gemeinschaftsflächen. Was benötige ich wirklich?
Als forschendes Bauprojekt hinterfragen wir den Flächenverbrauch und reduzieren bewusst die Privat-Flächen mit wichtigen jedoch kleineren Rückzugseinheiten, um eine lebendige vielfältige Nutzung mit Überlagerungen der halböffentlichen Flächen und dem vertikalen Platz für alle Bewohner zu erhalten.

Die Vorzone der Wohnungen ist als Pufferzone gedacht, es findet ein fließender Übergang vom Wohnen zum vertikalen Platz statt.
Jeder Bewohner kann sein Bedürfnis nach Teilhabe am öffentlichen Leben im Haus steuern wie er möchte. Er kann seine halböffentlichen Flächen öffnen für die Allgemeinheit oder er kann sie schließen. Jeder Bewohner hat ausreichende Flächen um sich zurückzuziehen.

Durch die Möglichkeit seine halböffentlichen Flächen zeitweise ganz öffentlich zu machen, entstehen zusätzliche Bereiche für ein soziales Miteinander. Da jeder Bewohner seine Flächen nach seinen Wünschen öffnet oder schließt ist das Haus im permanenten Wandel.

Die Wohneinheiten werden durch fest installierte Zellen mit Versorgungseinrichtungen (Wasser/Strom/Lüftungsanschlüssen) gegliedert. Je nach Bedarf der Bewohner können an diese „Andockstationen“ unterschiedliche Raumszenarien gebildet werden mit leichten Wänden/Schiebeläden/Vorhängen/Einbauten etc. Dadurch ist ein hoher Grad an Anpassungsfähigkeit für unterschiedliche Lebenssituationen gegeben: geschlossene „klassische“ Räume, offene Räume, Nischen,– Mehrfachnutzungen und Nutzungsüberlagerungen sind hier möglich. Flure werden Räume und wieder Flure. Raume passen ihre Flächen nach Benutzung an -> sie atmen.

Barrierefreiheit – Durch die robuste Grundstruktur mit 1,5m breiten Fluren in den Wohnungen, großen Eingangsöffnungen, barrierefreien Aufzügen ist es möglich fast alle Wohnungen barrierefrei aus- respektive umzubauen. Es lassen sich die kleinen Kerne zu barrierefreien Bädern problemlos umwandeln, indem man sie als „klassische Räume“ auf weitet.

Es lässt so eine größere Durchmischung innerhalb des Hauses zu und kann auf die tatsächliche Lebenssituation reagieren.

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