Sparkasse Dieburg

Groß-Umstadt, 2015

Energetische Sanierung mit Auszeichnung. Eleganter Naturstein als Bindeglied für einen vormals heterogenen Gebäudekomplex in Groß-Umstadt.

Die Hauptstelle der Sparkasse Dieburg in Groß-Umstadt wurde von spa. – schmidtploecker architekten, Frankfurt, in Arbeitsgemeinschaft mit Werner Sobek Frankfurt vollständig saniert und als Passivhaus ausgelegt. Sowohl Ausbau, Technik als auch die komplette Fassade wurden im laufenden Betrieb erneuert. Die Architekten legten dabei großes Augenmerk auf die architektonische und städtebauliche Qualität. Zertifiziert wurde das Haus nach DGNB Bestand in Gold.

Die neue Hauptfassade besticht durch elegant eingesetzten Naturstein, welcher den vormals heterogenen Gebäudekomplex nun als Ensemble erscheinen lässt.

(Fotograf: Dirk Altenkirch)

Gelungene Zusammenarbeit

Das interdisziplinäre Team aus Architekten und Ingenieuren gewannen 2012 den Wettbewerb. SCHMIDTPLOECKER war sowohl für Entwurf, Planung, Vergabe und Bauleitung sowie für das städtebauliche Gesamtkonzept verantwortlich. Zusätzlich übernahm das junge Team um Christian Schmidt und Markus Plöcker die Gesamtkoordination des Projekts. Werner Sobek Frankfurt entwarf das energetische Konzept inklusive und betreute planerisch die Aspekte der Bauphysik.
Der Bauherr legte bei der Realisierung hohen wert auf eine zukunftsweisende energiesparende technische Ausstattung seines Hauses. Architekten und Fachplaner zogen bei der Realisierung alle Register innovativer Technik, die wirtschaftlich vertretbar waren, damit das Haus bei Verbräuchen und in der Technik die hohen Anforderungen an eine nachhaltige Architektur erfüllt. Das Haus wurde als bundesweit erstes Projekt überhaupt mit dem DGNB Zertifikat in Gold für Bestandsbauten und Sanierungen ausgezeichnet.

Gestalterisch lag der Fokus im Zusammenführen des Bestands – einer Ansammlung von vier Gebäuden aus mehreren Jahrzehnten Bautätigkeit – um ein einheitliches Gebäudeensemble herzustellen. Der Bestand reicht von gründerzeitlichen Resten im Untergeschoss über Teilbauten aus den 1960er und -80er Jahren. Diesen „heterogenen“ Charakter des Bestands zu heilen und im Maßstab zu relativieren, ist eine der Kernstrategien des Vorgehens der Architekten. In Anlehnung an die historische Bausubstanz von Groß-Umstadt, des bekannten Weinbauorts im Odenwald (Landkreis Darmstadt-Dieburg) kam bei der Fassadensanie-rung ein Altenburger Kalkstein zum Einsatz, der aus dem nächstgelegenen Steinbruch angeliefert werden konnte. Das oberste Geschoss des fünfgeschossigen Haupthauses wurde als Staffelgeschoß von der Fassade leicht zurückgesetzt, um den Maßstab des Baukörpers mit seinem Umfeld anzunähern.

Städtebauliche Integration und lokale Bezüge

Gestalterisch lag der Fokus im Zusammenführen des Bestands – einer Ansammlung von vier Gebäuden aus mehreren Jahrzehnten Bautätigkeit – um ein einheitliches Gebäudeensemble herzustellen. Der Bestand reicht von gründerzeitlichen Resten im Untergeschoss über Teilbauten aus den 1960er und -80er Jahren. Diesen „heterogenen“ Charakter des Bestands zu heilen und im Maßstab zu relativieren, ist eine der Kernstrategien des Vorgehens der Architekten. In Anlehnung an die historische Bausubstanz von Groß-Umstadt, des bekannten Weinbauorts im Odenwald (Landkreis Darmstadt-Dieburg) kam bei der Fassadensanie-rung ein Altenburger Kalkstein zum Einsatz, der aus dem nächstgelegenen Steinbruch angeliefert werden konnte. Das oberste Geschoss des fünfgeschossigen Haupthauses wurde als Staffelgeschoß von der Fassade leicht zurückgesetzt, um den Maßstab des Baukörpers mit seinem Umfeld anzunähern.

Naturstein und Lochfassade

Das Ensemble der Sparkasse wird nun von der einheitlichen Fassade mit Altenburger Kalkstein gegliedert. Die hinterlüftete Natursteinfassade wird mit geschliffenen
und auch kannelierten Oberflächen ausgeführt, die durch ihre Rücksprüngeplastische Ausformulierung eine geliederte und angemessene Gestaltung schaffen.Die Verarbeitung als auch die Oberflächenbehandlung des Materials sind auf eine dauerhafte Haltbarkeit der Fassade hin ausgelegt. Unter der Maßgabe der gestalterischen Annäherung des Gebäudekomplexes an die historische Umgebungsbebauung ist Kern der Gestaltungsstrategie, durch eine angemessene Gliederung des Baukörpers die große Baumasse zu relativieren.
Dies erfolgt nun durch Kunstgriffe der plastischen Gliederung der Fassadenzonen: Das Erdgeschoss und das erste Obergeschoss werden optisch durch ein zweigeschossiges Joch mit Risaliten zusammengefasst. Hierdurch entsteht die Basis für die darüber liegende Lochfassade. Die Fensterformate und –Abstände werden aus den unteren Geschossen übertragen, wie auch bei den Häusernverschiedenen Bauteilen des Ensembles angeglichen, um den Ausdruck eines selbstverständlichen Ganzen zu erzielen.

Die Realisierung der Fassade war eine Lösung im Detail. Die Fassadenanschlüsse für die Vorgehängte Natursteinfassade musste nicht nur an die unterschiedlichen Maße der Stahlbetonskelettbauten angepasst werden. Auch die aufgrund der technischen Auslegung als Passivhaus bis zu 70 Zentimeter betragende Auskragung war für Architekten und Fachplaner eine Herausforderung. Die gesamte Fassade wurde hoch wärmegedämmt ausgeführt und ist im deutlichen Gegensatz zum alten Bestand nun wärmebrückenfrei.

Kundenbereiche und Büros neu gestaltet

Die komplette Sanierung erfolgte in enger Abstimmung mit den Nutzern im laufenden Betrieb in Bauabschnitten. Die Grundrisse der Kunden- und Büroflächen wurden neu entwickelt und als modernste Kombi-Flächen farbenfroh gestaltet. Auch hier lag das Augenmerk auf einer hohen innenräumlichen Qualitätsverbesserung für Mitarbeiterund Kunden.
Im Gebäudeteil aus den 1960er Jahren entlang der St.-Peray-Straße wurde die bestehende Raumbildung mit überwiegender Nutzung für Einzel- und Doppelarbeitsplätze in Teilen aufgrund von Diskretionsanforderungen weitgehen erhalten, und im Bauteil aus den 1980ern aufgrund von geänderten Anforderungen eine offene Bürostruktur mit verglasten Trennwandsystemen realisiert.
In enger Abstimmung mit den einzelnen Nutzergruppen wurde die klassische „Sachbearbeiterverzimmerung“ zugunsten einer variablen Teamarbeitsplatzstruktur verän-dert. Diese Veränderung als gravierender Eingriff in die Arbeitsweise der Mitarbeiter wurde von uns sehr behutsam und mit viel Sensibilität im Rahmen verschiedener Versammlungen und Gesprächsrunden erarbeitet und umgesetzt.
In der Folge führte diese kleine „Revolution“ in der Arbeitsweise sowohl für das Unternehmen und die Mitarbeiter zu einem positiven Ergebnis. Trotz der deutlichen Flächeneinsparung gegenüber den alten Flächenlayouts erhöhte sich die Mitarbeiterzufriedenheit in der Sparkasse nach Aussage des Betriebsrates messbar.
In allen Nutzungsbereichen wurden über diese Maßnahmen hinaus in jedem Geschoss auch Sozialbereiche mit Kaffeebar, Sitzgruppen und Loungebereich zur Verbesserung des Austausches der Mitarbeiter vorgesehen.  

Ökologische Baustoffe

Alle eingesetzten Baustoffe wurden auf ihre ökologischen und gesundheitsverträglichen Eigenschaften untersucht. Die eingesetzten Materialien konnten im Zuge der Sanierung mit dem zertifizierten Entsorgungskonzeptes sortenrein recycelt werden.  Die Verwendung von möglichst vielen Baustoffen aus regionaler Herstellung und Verarbeitung; z.B.s bei der Fassade und im Ausbau verbesserten z.B. auch die CO2- Bilanz der Maßnahme erheblich im Vergleich zu herkömmlicher Bauweise ohne entsprechendes Monitoring.

Haustechnik

Technisch war ein Passivhaus mit hochwertigster Haustechnik zu realisieren. Eine Vielzahl von Datenpunkten, Steuerungs- und Controlling Technik mussten integriert werden.

Solarstrom & Stromsparkonzept 

Auf den Dachflächen ist eine PV-Anlag installiert. Der erzeugte PV-Strom deckt einen Teil des gesamten Strombedarfs. Durch ein konsequentes Stromsparkonzept lassen sich die jährlichen Stromkosten um 40 % reduzieren. Vor allem in den Büros kann bis zu 2/3 Strom eingespart werden.

Nachtspülung

Das Gebäude lässt sich im Sommer über Nachtspülung sehr energiesparend abkühlen. Sobald die Außenluft mindestens 4° kälter als die Innenluft ist, startet die Lüftungsanlage und kühlt das Gebäude in den Nachtstunden ab. Am nächsten Morgen sind die massiven Speichermassen entladen und halten das Gebäude tagsüber länger kühl.

Individueller Einfluss der Nutzer auf die Technik

Effizienz und Komfort ergänzen sich bei der Technik. Jeder Mitarbeiter kann nach seinen Bedürfnissen auf sein direktes Umfeld Einfluss nehmen: Fenster öffnen, den Sonnenschutz verstellen, das Licht oder die Heizung nach persönlichem Empfinden regulieren. Eine weder hörbare noch spürbare Lüftungsanlage sorgt dabei im Hintergrund für die gleichbleibende Konditionierung aller Räume.

Werthaltigkeit und Wirtschaftlichkeit

Gute Architektur ist nicht nur nachhaltig, sondern soll auch dauerhaft sein. Neben den städtebaulichen und gestalterischen Qualitäten bietet das Gebäude Funktionalität und ein hohes Maß an Nutzungsflexibilität. Fassade und Baukonstruktion sind Alterungsbeständig ausgelegt. 
„Eine ganzheitliche Sanierung investiert in die Zukunft des Gebäudes, indem sie die laufenden Kosten reduziert und die Lebenserwartung und die Wertigkeit des Gebäudes erhöht.“ so das Nutzerhandbuch der Sparkasse. Nachhaltigkeit und Wirtschaftlichkeit wurden bei der Hauptstelle der Sparkasse sehr gut in Einklang gebracht. Durch die Auslegung des Gebäudes als Passivhaus konnten die haustechnischen Versorgungssysteme sehr effizient und moderat bemessen werden, was die Lebenszykluskosten nachweislich reduziert. Dies kann mittlerweile durch das FM-Monitoring zusammen mit den Nutzern auch bestätigt werden. Darüber hinaus wurde in hohem Maße auf die Haltbarkeit und Gebrauchsfreundlichkeit der verwendeten Materialien und Technik geachtet, das wiederum den gesamten Lebenszyklus des Hauses erhöht. Die Rückmeldungen des Bauherrn und der Nutzer bestätigen, dass die hohen Ziele der Maßnahme erfüllt worden sind; termingerecht innerhalb des avisierten Budgets!