Autor: Sebastian Schuster

Die Baubranche muss sich aufgrund des hohen Ressourcenverbrauchs in der gebauten Umwelt verändern. Bei der Planung von Gebäuden wird verstärkt auf die in der Konstruktion gebundenen Ressourcen und das Treibhauspotential geachtet. Tragwerke aus Holz spielen eine wichtige Rolle, da sie während der Wachstumsphase des Baustoffs bedeutende Mengen an CO2 binden. Jedoch gibt es bei Holz- und Holz-Hybrid-Gebäuden jenseits der Hochhausgrenze noch keine ordnungsrechtliche Regelung. Es gibt bereits Ziele zum GWP und QNG, die auf den CO2-Footprint neuer und bestehender Gebäudekonstruktionen referenzieren. Eine frühzeitige Abstimmung mit den zuständigen Behörden ist wichtig, um ein Projekt planungssicher und wirtschaftlich umzusetzen.

In der Baubranche muss sich etwas ändern – dieser Meinung sind heute fast ausnahmslos alle Branchenvertreter. Der Verbrauch an Ressourcen durch die gebaute Umwelt ist zu hoch und bietet ein hohes Potential für Optimierung. Das betrifft alle Typologien und Assetklassen – auch beim Bau von Gebäuden jenseits der Hochhausgrenze gilt es umzudenken. Wer heute ein Gebäude plant, muss sehr bewusst entscheiden, welche Materialien zum Einsatz kommen sollen. Denn der Fokus – auch der politischen Regulierung – verschiebt sich auf die in der Konstruktion gebundenen Ressourcen und dessen Treibhauspotential (Global Warming Potential – GWP). Da die Gebäude in Ihrer Nutzung durch gute Hüllqualitäten und moderne Anlagentechnik immer effizienter werden, gewinnt die „Graue Energie“ zunehmend an Bedeutung. Es gibt bereits jetzt konkrete Ziele zum GWP, die auf den CO2-Footprint neuer und bestehender Gebäudekonstruktionen referenzieren. Mit dem in 2021 neu eingeführten Qualitätssiegel Nachhaltigen Gebäude (QNG) der Nachhaltigkeitsklasse war die Betrachtung der in der Konstruktion gebundenen CO2 Äquivalente ein Novum. Zwar sind diese bisher nur dann zu erfüllen, wenn BEG-Fördermittel beantragt werden sollen, aber das kann sich ändern. Mit der Frage nach dem CO2 Bedarf in der Herstellung eines Gebäudes geht die Frage nach geeigneten Konstruktionsprinzipien einher. Tragwerke aus Holz spielen dabei eine entscheidende Rolle, da während der Wachstumsphase des Baustoffs bedeutende Mengen an CO2 eingelagert & gebunden werden.

„Mit dem in 2021 neu eingeführten Qualitätssiegel Nachhaltiges Gebäude (QNG) der Nachhaltigkeitsklasse war die Betrachtung der in der Konstruktion gebundenen C02 Äquivalente ein Novum.“

Wer den Gedanken von Holztragwerken auch bei Hochhäusern verfolgt, ist schnell abseits ausgetretener Pfade unterwegs. Denn Holz- und Holz-Hybrid- Gebäude jenseits der Hochhausgrenze sind nicht ordnungsrechtlich geregelt. So stellt z.B. die Forderung der Muster Hochhausrichtlinie nach nicht brennbaren Stoffen für tragende und aussteifende Bauteile sowohl Bauherren als auch Planer regelmäßig vor Herausforderungen. Hinzu kommt, dass ein Großteil der zur Verfügung stehenden Bauprodukte noch nicht normativ geregelt sind. Zwar sind die Lösungen ingenieursmäßig ausgereift, aber eine Normung gibt es noch nicht. Ein Beispiel ist die häufig verwendete Holz-Beton-Verbunddecke (HBV-Decke). Diese wird regelmäßig in Holz-Hybrid-Bauten verwendet, erfordert zur Zeit aber noch eine Vorhabenbezogene Bauartgenehmigung (VBG). Wichtig ist in jedem Fall eine frühzeitige Abstimmung mit den zuständigen Behörden, um ein Projekt, das die Grenzen des aktuell machbaren berührt, oder diese überschreitet, planungssicher und wirtschaftlich umzusetzen. Das zeigen die unterschiedlichen Verfahren, die wir zur Zeit begleiten dürfen. Abweichungen oder Erleichterungen, die in einem massiven Hochhaus in der Regel als „gängige Praxis“ gelten, sind vor dem Hintergrund eines Tragwerks aus Holz-Verbund-Werkstoffen neu zu bewerten. Pauschale Lösungen gibt es bei nicht geregelten Gebäuden nicht.
Vergleichsrechnung konstruktiv gebundenes CO2: Für unser Forschungsprojekt P30 analysierten wir das gleiche Gebäude aus Beton (l.), als Hybrid (m.) und in Holzbauweise (r.)

„Wichtig ist, in jedem Fall, eine frühzeitige Abstimmung mit den zuständigen Behörden, um ein Projekt, das die Grenzen des aktuell machbaren berührt, oder diese überschreitet, planungssicher und wirtschaftlich umzusetzen.“

Sebastian Schuster
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